Mutkräfte

Es ist eine irrige Annahme, mutiges Handeln erfordere Opfer.

In Wirklichkeit kostet uns die Feigheit noch viel mehr:

Sie kostet uns unsere Integrität.

 

nach Alberto Villoldo

 

Die Kraft des Mutes wird erlebt, wenn Angst überwunden wird. Angst lehrt also Mutkräfte zu entwickeln. Angst produziert und pflegt Mangelbewusstsein, das überwunden wird, wenn der Focus auf 'das halbvolle Glas' gelenkt wird. Angst erzeugt auch Feigheit, die bis zur inneren Erstarrung führen kann.

 

Es gibt nach Ruediger Schache, Die 7 Schleier vor der Wahrheit, fünf Säulen der Angst: Angst vor dem, was weh tut; Angst vor dem, was nicht sichtbar ist; Angst vor dem, was nicht verstanden wird; Angst vor dem, was nicht kontrolliert werden kann; und Angst vor dem, was hohe Bedeutung hat.

Es braucht Mut, Sicherheiten von Althergebrachtem loszulassen und mit unsicheren Schritten in neue Entwicklungen zu gehen.

 

Jetzt am Anfang des 21. Jahrhunderts ereignen sich - vielfach überraschend - Entwicklungen, die so manche Selbstverständlichkeiten, manche Gewohnheiten, manche Machtverhältnisse aufbrechen. Noch konzentrieren sich Medien vorwiegend darauf, Mängel und Mißstände aufzuzeigen. Damit verursachen sie einerseits kritische destruktiv wirkende Ansichten, aber andererseits wecken sie allgemein das Bewusstsein für verursachte Ungleichgewichte mit physischen und psychischen Kettenreaktionen sowohl im persönlichen als auch im globale Dasein. Deren kränkende bis abtötende Folgen sind mit herkömmlichen Methoden und Mitteln nicht mehr auszuheilen sondern nur abzuschwächen und aufzuschieben. Der 'Berg' wird äußerlich und auch innerlich zusehens größer!

 

Nur eine mit viel Mut eingeleitete Wende unserer Lebensausrichtung vermag grundlegend Strukturen einzuleiten, die jeden Menschen in seiner Gemeinschaft nach seiner wahren Bestimmung leben und wirken lässt.

 

Längst ist ein Anfang gemacht, denn es werden weltweit erfahrungsreich neue Lebens- und Wohnformen erprobt. Längst gibt es durchgerechnete machbare Finanzierungsmodelle für eine soziale Umgestaltung, basierend auf einem Grundeinkommen für jeden. Längst gibt es Ideen, die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen an der Erde und deren Nutzung verantwortungsbewusst regeln. Längst gibt es erprobte Erfindungen und Konzepte für sich-selbst-erneuernde Energiekreisläufe, vielfach in den Safes von Konzernen zurückgehalten. Längst wird in etlichen wissenschaftichen Bereichen Quantentheorie, die ohne spirituelle Öffnung nicht wirklich zu verstehen ist, angewandt.

Innerlich für die Nöte unserer Welt wachgeworden, erträumen und wünschen überall immer mehr Menschen ein selbstbestimmtes kreatives Leben zum Wohl aller – Gott sei Dank!

 

Unser duales Bewusstsein, das mentale Intelligenz mit emotionaler zur spirituellen vereint, sucht nach Mustern, die den Sinn des Lebens zu erkennen geben. Muster haben abgegrenzte Formen, auf die reagiert mit gegenläufigen Empfindungen jeder Mensch. Seine männlichen Kräfte fühlen sich ohne Grenzziehungen nackt und verletzlich, während seine weiblichen Kräfte sich von erfahrenen und verinnerlichten Grenzen gefangen fühlen. Beide Energien bewusst zu bündeln und im Spirituellen auszugleichen, erfordert und fördert Mutkräfte des Selbst, die Erweiterungen auf allen Ebenen zu erreichen vermögen.

s. Der stille Wandel, Duale Einheit, S. 225 ff

 

Für Paulo Coelho ist ein Mensch ein Krieger des Lichts, der sich mutig aus den Fängen seines Schicksals löst und sich spirituell auf seine Bestimmung ausrichtet. Der kann sich zwar auf allen Ebenen Hilfe holen, aber seinen Lebensweg muss er aus eigenen Kräften meistern.

Auch ein Krieger des Lichts macht ungewollt einen Fehltritt und taucht in den Abgrund. Die Gespenster schrecken, die Einsamkeit quält ihn. Da er den Guten Kampf suchte, war er nicht darauf vorbereitet, dass ihm das passieren könnte. Aber es ist nun einmal passiert. In die Dunkelheit gehüllt, tritt er mit seinem Meister in Verbindung. „Meister, ich bin in den Abgrund gefallen“, sagt er. „Das Wasser ist dunkel und tief.“ „Vergiss eines nicht“, gibt der Meister zur Antwort, „man ertrinkt nicht, weil man unter Wasser taucht, sondern weil man unter Wasser bleibt“.

Und der Krieger des Lichts setzt all seine Mut-Kräfte ein, um sich aus seiner misslichen Lage zu befreien.

 

Ohne Bewusstheit ist der Seelenraum dunkel und verleitet zum animalischen instinktiven Handeln. Erkenntnisse sind wie Lichtstrahlen, die Schattierungen erzeugen und dadurch Dinge und Situationen Konturen verleihen. Genauso real wie äußere Erscheinungen sind innerlich wahrgenommenen Bilder, die in Symbolen Traumbewusstsein ausdrücken. Diese Ebene ist durchdrungen von geistigen Prinzipien, wie u.a. im Kybalion beschrieben.

s. Der stille Wandel, Die sieben Prinzipien des Lebens, S. 240ff

Da in Finsternis auch alle Ängste hausen, braucht es Mut, ihren empfundenen Angriffen gelassen zu widerstehen, auf innere bildhafte Mitteilungen aufmerksam zu sein und sie zu verstehen.

Dafür helfen Kenntnisse, die verschiedene Sichtweisen ermöglichen:

 

Mut wird häufig reduziert auf körperlichen Wagemut.

Im Alltäglichen brauchen wir einen Mut, um unser Wollen zu realisieren und eine Arbeit zu Ende zu führen. Auf dieser körperlichen Ebene nehmen wir mit unseren Sinnen wahr. Aufgrund unserer genetischen Abdrücke reagieren wir mit instiktivem Körperbewusstsein und entscheiden und orientieren uns nach praktischen Überlegungen. Um zu überleben, tun wir kühn und entschlossen alles Nötige ohne moralische Bedenken.

Es herrscht die Überzeugung, dass alles machbar ist, aber auch Konsequenzen hat.

 

Zum Überleben als Mensch, der sich individuell entwickelt, braucht es einen intellektuellen, moralischen oder emotionalen Mut, mit dem wir die Welt der Gedanken und Gefühle erweitern. Mit diesem Mut planen wir unsere Vorhaben, überwinden wir alte moralischen Überzeugungen, gesponnene Vorstellungen und Spekulationen und enttarnen Erklärungen, die eigene 'Richtigkeiten' rechtfertigen. Mit diesem Mut schauen wir hinter den Schleier unserer subjektiven Wahrheit, die durch Zu- und Abneigungen eingeschränkt ist. Mit emotionalem Mut sind wir ehrlich zu uns selbst, akzeptieren unsere Unzulänglichkeiten, erkennen nützliche Vor- und Nachteile und riskieren für unsere Zielsetzungen Widerstand, Ablehnung und Spott. Infolge weckt dieser Mut Mitgefühl, das darauf aufmerksam macht, dass andere möglicherweise gar nicht verletzen wollen, sondern ihren Rollen in Lebensdramen  ausgeliefert sind. Das ebnet die Fähigkeit zu vergeben. Intellektueller Mut stellt erlebte Grenzen infrage und erforscht neue Einsichten. Dieselben Dinge zu betrachten wie alle anderen und doch anders darüber zu denken, macht neugierig aufeinander und offen, verschiedene Ansichten kennenzulernen.

Im intellektuellen und emotionalen Mut herrscht das Bewusstsein: Das Leben ist ein Spiel und ich bin ein Mitspieler!

s. Der stille Wandel,Ursachen und Wirkungen, S. 210 ff

 

Mit Mut überwinden wir unsere Alltagssorgen und heben uns innerlich darüber hinaus. Das ist ein Seelenmut, der die Welt in sich und sich in die Welt integriert. Er speist sich aus Herzenskräften. Auf dieser Mutebene akzeptiert ein Mensch seine Lebensumstände ohne Widerstand und nimmt Wirrnisse, Hemmnisse als Herausforderungen an, die seiner Entwicklung dienen. Er sucht seine Lebensbestimmung zu erfahren und handelt danach mit zuversichtlichen Absichten. Dafür ersetzt er mit Mut überholte Gewohnheiten, Verhalten und Ansichten durch neue angemessene.

Kraft seines Glaubens vertraut ein seelisch Mutiger seiner spirituellen Führung.  Er weiß, dass alles, was geschieht, im Prinzip ihm und seinem Umfeld dienlich ist, und sucht nach umfassender Sinnhaftigkeit, die individuelle, gemeinschaftliche und kulturelle Belange integriert.

Im seelischen Mut herrscht das Bewusstein: das Leben ist eine seelische Wachstums- und Entdeckungsreise zum weisheitsvollen Licht, es dient der spirituellen Reifung.

 

Darüber hinaus gibt es den Mut des Geistes, des Spirits. Er wird in der inneren Stille gefunden, ist frei von persönlichen Abdrücken und öffnet für spirituelle Impulse. In diesem Bewusstsein werden Erfahrungen und Erkenntnis transformiert in universelle Wahrheiten, die sich in immerwährenden Prinzipien ausdrücken. Alles, was geschieht, wird in einem ganzheitlichen Sinnzusammenhang gesehen. Ungewissheiten werden mit Mut ausgehalten, während die Kreativität des Selbstes mit Kraft und Macht über Verstandes-Grenzen hinauswächst.

Auf dieser Bewusstseinsebene gestaltet sich das Zusammenleben nachhaltig harmonisch, befriedigend und liebevoll. Wie in einem Orchester bringt mutig jeder Spieler seine Möglichkeiten und Fähigkeiten in den kosmischen Klang ein. So wird alles leicht, einfach und als schön erlebt.

Im Geistigesmut herrscht das Bewusstsein: es gibt keine großen Taten, es gibt nur große Liebe zu allen Wesen und Taten.

 

Mut auf diesen verschiedenen Ebenen zusammengenommen, wendet mit Macht die Geschicke hin zu friedvollem, sinnerfüllten Leben miteinander, in das sich jeder Mensch auf dieser Erde integer einfinden kann.

 

maria goras

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0