Märchen der Brüder Grimm

Aschenputtel

zusammengefasste inhaltliche Darstellung für Erwachsene                       25.3.2015

 

Einem reichen Mann erkrankt die Frau. Sie haben eine Tochter, die von der Mutter ans Krankenbett gebeten wird. Sie sagt ihr, dass sie fromm und gut bleiben soll, dann ist sie von Gott und von ihr immer behütet. Am Grabe betrauert die Tochter täglich tränenreich den Tod und Verlust.


Nach einem halben Jahr nimmt sich der Vater eine neue Frau, die zwei Töchter mit in die Familie bringt. Die sind schön und weiß von Angesicht aber garstig und schwarz von Herzen.

Sie nehmen der Stiefschwester ihre schönen Kleider und lassen sie im grauen alten Kittel und groben Holzpantoffeln die schwere Arbeit einer Küchenmagd tun. Obendrein tun sie ihr alles ersinnliche Herzeleid an, verspotten sie und erschweren unnütz ihre Arbeit. Schlafen muss sie in der Asche vor dem Herd. So sieht sie immerzu staubig und schmutzig aus und wird Aschenputtel genannt.

 

Als der Vater einmal verreisen will, fragt er seine Töchter nach gewünschten Mitbringsel. Die zwei Stieftöchter bitten um schöne Kleider und Schmuck. Aschenputtel möchte den Zweig, der auf dem Rückweg den Vater berührt. Das ist ein Haselreis, den die Tochter auf das Grab ihrer Mutter pflanzt und täglich mit ihren Tränen gießt. Er wächst an und wird ein schöner Baum. Auf den fliegt bei ihren Besuchen ein weißes Vöglein, das ihre Wünsche erfüllt.

 

Der König lädt alle Jungfrauen des Landes zu einem drei Tage dauernden Fest, auf dem sich sein Sohn eine Braut aussuchen soll.

Die Mutter stattet ihre beiden Töchter prachtvoll für das Fest aus. Um nicht mitkommen zu können, werden der Stieftochter Linsen in die Asche geschüttet, die sie auslesen soll. Mit Hilfe zweier weißer Tauben und anderer Vögel gelingt ihr das zweimal. Trotzdem verbietet die Stiefmutter ihr wegen ihres schmutzigen Aussehens die Teilnahme.

Allein gelassen erbittet Aschenputtel vom Vogel auf dem Haselbaum festliche Kleider und erhält sie. Darin kann sie heimlich folgen, wird nicht erkannt und ist so schön, dass der Königssohn nur mit ihr tanzt und auch niemand anderen mit ihr tanzen lässt.

Zum Ende des Festtages entwischt die Schöne dem Königssohn. Am ersten Tag entschwindet sie durch ein Taubenhaus, am zweiten Tag über einen Birnbaum und eilt an ihren Aschen-Schlafplatz. Zweimal sucht der Königssohn seine schöne Tänzerin vergebens. Der Vater beginnt zu ahnen, dass es sich um Aschenputtel handelt. Am dritten Festtag lässt der Königssohn die Schlosstreppe mit Pech bestreichen. Da bleibt ihr goldener Schuh kleben. Jetzt wird dazu passend die Jungfrau gesucht.

Um den zu kleinen Schuh anziehen zu können, nötigt die Mutter ihre älteste Tochter sich Zehen und ihre jüngere Tochter sich ein Stück von der Ferse abzuschneiden. Erst als zwei Tauben während des Heimritts mit den Mädchen auf das Blut im Schuh aufmerksam machen, bemerkt der Königssohn den Betrug und bringt die falschen Bräute zurück.

Als Aschenputtel den Schuh anprobiert und der Schuh wie angegossen passt, erkennt er seine schöne Tänzerin wieder, was die Tauben bestätigend gurren.

 

Zur Hochzeit kommen auch die zwei Stiefschwestern und begleiten das Paar. Die zwei Tauben aber picken ihnen für ihre Bosheit und Falschheit die Augen aus, so dass sie auf ihr Lebtag mit Blindheit gestraft sind.

 

 

Anregung zur Deutung von Seelenentwicklung

 

In dem Märchen Aschenputtel geht es um gute und schlechte Tugenden, die letztendlich gerechte Früchte tragen.

Fromm und Gut bewährt sich und lässt sich von mutwillig zugefügter Qual nicht irreleiten. Bosheit und Falschheit, die zunächst eine verwöhnte Bequemlichkeit genießen, werden enttarnt und mit Blindheit gestraft.

 

Eine Tochter-Seele wird vom weiblichen Teil der Ursprungsseele getrennt. Eine geistige Verbindung schützt sie, wenn sie ihrer guten und frommen Lebenshaltung treu bleibt.

Die reiche väterliche Kraft wendet sich dem Erdenleben zu und unterstellt die Tochter eigennützig ausgerichteten Kräften. Die verhalten sich stiefmütterlich und zusammen mit ihren Nachkommen garstig und boshaft. Sie mobben die Stiefschwester, verbannen sie zu schwerer Arbeit als Küchenmagd,  kleiden sie entsprechend und bezeichnen sie nach diesem Aussehen als Aschenputtel.

 

Der Vater erfüllt auf einer Reise die unterschiedlichen Wünsche der Töchter. Statt persönlichen Putz bringt er Aschenputtel einen lebendigen Haselzweig mit, der ihn auf dem Rückweg berührt. Den pflanzt sie auf das Grab ihrer Mutter. Er wächst von ihren Tränen, ihrer körpereigenen reinen Flüssigkeit, begossen zum schönen Haselbaum, der mit seinen Energien des Wissens und der Weisheit schützt. Ein weißer Vogel, ein Symbol rein geistiger Gedanken, setzt sich auf ihn und erfüllt ihre Wünsche.

 

Ein Königssohn, ein Anwärter geistiger Selbstbeherrschung, soll sich während eines Festes eine Braut unter allen Jungfrauen, den unberührten reinen weiblichen Seelen, des Landes wählen.

Aschenputtel wird von ihrer Stiefmutter mit unnützen Aufgaben und wegen ihrer schmutzigen Erscheinung an der Teilnahme gehindert. Mit Hilfe von Vögeln kann sie die Linsen aus der Asche, Lebensfrüchte aus dem materiellen Abfall eines Verbrennungsprozesses, lesen.

Vom weißen Vogel auf dem Haselbaum erhält sie wunderschöne Kleider, in denen 'Lehmaugen', wie Franz von Assisi sie nennt, die nur das Äußere sehen, sie nicht erkennen. Der Königssohn tanzt nur mit ihr, lässt nur zu sich selbst eine Beziehung zu.

Am Ende der Festtage entschwindet seine bevorzugte Tänzerin und legt sich unentdeckt in ihr Aschenbett zurück. Dabei hilft ihr ein Taubenhaus, eine schützende Hülle friedlicher Gedankenkräfte, und ein Birnbaum, eine helfende, entgiftende Naturenergie. Am letzten Tag bleibt ihr goldener Schuh, ein Sinnbild geistiger Umhüllung für Schicksalswege, auf der mit Pech, dem klebrigen materiellen Abfall einer Energiegewinnung, bestrichenen Treppe hängen. Der Königssohn sucht unbeirrt die Schuhträgerin.

Die Stiefschwestern beschneiden auf Geheiß des egoistischen Teils ihrer Mutterseele sich selbst ihre Füße, die sie ihren Schicksalsweg tragen. Dabei versinnbildlichen die Zehen Gedanken- und die Ferse Willensmacht. Sie sollen und wollen sich die Vereinigung mit königlichen Kräften erschleichen. Diesen Betrug enttarnen umsichtige weiße Tauben, so dass der Königssohn sich von den falschen Bräuten wieder scheidet. Denen picken die Vögel die Augen aus und bestrafen sie so mit Blindheit.

Die schöne Seele in Aschenputtels Erscheinung erkennt der Königssohn erst, als ihr der Schuh angemessen wird und passt. Sein königlicher Geist und ihre reine Seele vereinen sie sich in dualer Einheit entsprechend des siebten hermetischen Prinzips.