Märchen der Brüder Grimm

Brüderchen und Schwesterchen

zusammengefasste inhaltliche Darstellung für Erwachsene                           30.9.2014

 

Brüderchens und Schwesterchens liebevolle Mutter ist gestorben. Sie haben eine Stiefmutter erhalten, die sie nicht würdigt und so schlecht behandelt, dass die Kinder ihr Elternhaus verlassen und in die Welt gehen. Sie kommen in einen Wald.

Die Stiefmutter bemerkt ihr Verschwinden, schleicht ihnen nach und verzaubert die Trinkquellen. Wer aus der ersten Quelle trinkt wird ein Tiger, aus der zweiten ein Wolf und aus der dritten ein Reh.

Schwesterchen hört die Warnungen im Rauschen des Wassers und verhindert bei den ersten beiden, dass ihr durstiger Bruder trinkt. Bei der dritten Quelle ist er schneller und wird augenblicklich ein Reh. Ihm knüpft sie aus ihrem goldenen Strumpfband ein Halsband und aus Binsen eine Schnur, an dem sie es führt.

Sie dringen tiefer in den Wald hinein und finden ein kleines Häuschen, dass ihnen Unterschlupf und Schutz gewährt. Hier leben sie eine Weile zufrieden.

 

Ein König führt seine Jagdgesellschaft in diesen Wald. Das Reh-Brüderchen kann seine emotionale Reaktion auf das Hifthorn nicht beherrschen und lässt sich voller Lust von der königlichen Meute jagen. Am Abend kommt es wie versprochen zurück und wird nach einem verabredeten Code eingelassen.

Dem Schwesterchen wächst die Angst und Sorge, allein zu bleiben, aber sie kann seinen Bitten nicht widerstehen. Am zweiten Tag kommt das Rehchen leicht verletzt zurück. Ein Jäger des Königs kann das Reh mit dem goldenen Halsband bis zur Hütte verfolgen und hört die Losung. Am dritten Tag lässt der König das Reh jagen und sich selber von seinem Jäger zum Häuschen führen. Er spricht die Worte und ihm öffnet sich die Tür. Er findet ein überaus schönes Mädchen, in das er sich verliebt und verbinden will. Die Schwester willigt ein unter der Bedingung, dass ihr Reh mitkommt. Der König ehelicht das Schwesterchen, das Rehlein wird gehegt und gepflegt und so leben sie ein Zeit lang glücklich und zufrieden.

 

Als die Königin ein Kindlein gebären soll, erfährt die Stiefmutter, dass sie nicht von wilden Tieren im Wald zerrissen wurde, und sinnt erneut auf eine Vernichtung.

Verkleidet gelingt es ihr, die nach der Geburt geschwächte Königin ins Badehaus zu locken und sie hier zu ersticken. Dem König legt sie ihre leibliche hässliche Tochter, die nur ein Auge hat und neidisch auf das Glück ihrer Stiefschwester ist, ins Bett und hindert den König daran, das zu entdecken.

 

Der Geist der Königin kommt in der Nacht, um ohne ein Wort zu sagen das Kindlein zu nähren. Das nimmt die Kinderfrau wahr,  teilt sich aber niemandem mit. Eines Tages spricht die Königin und kündigt das Ende ihrer Besuche an. Jetzt erzählt die Kinderfrau dem König davon. Der glaubt es kaum, wacht aber in der nächsten Nacht mit ihr. Er nimmt sie ebenfalls wahr, traut sich aber nicht, den Geist seiner Ehefrau anzusprechen. Erst in der letzten Nacht findet er den Mut dazu und erlöst damit die Königin wieder ins Dasein.

 

Von ihr erfährt er von den Schandtaten der Stiefmutter und ihrer Tochter.

Der König hält Gericht und lässt die Stiefmutter im Feuer verbrennen und deren Tochter den Tod finden, der dem Schwesterchen und Brüderchen zugedacht war. Daraufhin erhält auch das Brüderchen seine menschliche Gestalt wieder.

 

Und alle leben sie am Königshofe glücklich zusammen bis an ihr Ende.


 

 

 

Anregungen zur Deutung von Seelenentwicklung

 

Brüderchen und Schwesterchen sind ein weiblicher und männlicher Teil der Seele. Als Kinder repräsentieren sie Weiterentwicklungen, sowohl in Bezug auf Aufarbeitung von Vergangenem für die weibliche als auch auf zukünftige Schritte zur Vervollkommnung für die männliche Seite.

Sie werden von mütterlicher Weisheit verlassen und stiefmütterlichen egoistischen Bedürfnissen unterworfen. Ihr unschuldiges Sein flieht. Im dunklen wilden Wald wähnen sie sich versteckt, sind aber herausgefordert, sich beherrschen zu lernen. Das gelingt der männlichen Kraft nicht. Der weibliche Seelenteil kann den männlichen zwar vor raubtierhaften Kräften bewahren aber nicht mehr vor emotionaler Lust. Die werden mit einem goldenen Strumpfband, einem Symbol für den reinen Lebensweg, gebunden und mit einer selbst geflochtenen Binsenleine gehalten. Sie finden mitten im tiefen Wald ein schützendes Heim.

 

Königliche Kräfte sind selbstbeherrscht und damit geschützt und können gefahrlos im Wald nach Wildem jagen. Durch ein gehörntes Huftier mit goldenem Halsband entdeckt der König im tiefsten wilden Wald seinen weiblichen reinen Seelenteil. Den bringt er in seine königliche Umgebung und ehelicht ihn. Dieses Sakrament stellt die Verbindung zwischen Seele und Höherem Selbst, zwischen dem 8. und 9. Chakra dar.

Als königliches Paar bekommen sie Nachwuchs, was egoistische Gegenkräfte aufruft. Denen gelingt eine Täuschung, die zum scheinbaren Tod der Königin führt. Ihre Geistseele kann das Kind solange nähren, bis sie ankündigt an, dass sie ihren Seelenzustand auf dieser Ebene nicht mehr lange halten kann.

Ein weisheitsträchtiges Weibliches, das dem königlichen Kind dient, nimmt das übersinnliche Geschehen wahr, ohne es zu offenbaren. Auch der König braucht Zeit und Mut, um das, was er 'gesehen' hat, auch zu benennen. Seine Worte offenbaren, erlösen aus dem verbannten Zustand des seelischen Seins und heben auf königliche Ebene.

 

Die Erkenntnis egoistischen Taten und das Verurteilen ihrer Wirkungen befreit von bannenden Kräften. So wird auch für den familiär gebundenen männlichen Seelenteil eine Entwicklung in königlicher Umgebung möglich.